Der Mossadegh-Putsch: Nationalismus und die Folgen der Ölpolitik im Iran des 20. Jahrhunderts

blog 2024-12-15 0Browse 0
Der Mossadegh-Putsch: Nationalismus und die Folgen der Ölpolitik im Iran des 20. Jahrhunderts

Der Mossadegh-Putsch, ein Wendepunkt in der iranischen Geschichte, wirft bis heute Fragen nach Souveränität, internationalen Beziehungen und den Auswirkungen globaler Wirtschaftsstrukturen auf. Dieser Putsch, der 1953 unter Führung der CIA und des britischen Geheimdienstes MI6 stattfand, stürzte den demokratisch gewählten Premierminister Mohammad Mossadegh und etablierte erneut die Herrschaft des Schahs Mohammad Reza Pahlavi. Doch was waren die zugrundeliegenden Gründe für diesen drastischen Eingriff in die iranische Politik?

Die Wurzeln des Putsches liegen tief in der Geschichte Irans und seinen komplexen Beziehungen zu den westlichen Mächten. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Welt sich in einem neuen Machtkampf zwischen den USA und der Sowjetunion befand, erlangte Öl eine noch größere strategische Bedeutung. Der Iran, reich an Erdölvorkommen, stand im Fokus des Interesses beider Supermächte.

Mossadegh, ein charismatischer Politiker mit nationalistischen Idealen, sah in der Kontrolle über die eigenen Ölvorkommen einen Schlüssel zur Stärkung Irans und zur Befreiung von fremder Abhängigkeit. 1951 verstaatlichte er die iranische Ölindustrie, die zuvor größtenteils in der Hand der Anglo-Iranian Oil Company (AIOC), einem britischen Unternehmen, lag. Diese Entscheidung löste eine diplomatische Krise aus, da Großbritannien den Schritt als Angriff auf seine Interessen betrachtete und mit Sanktionen drohte.

Die USA, ebenfalls abhängig von iranischem Öl, sahen Mossadeghs Politik mit gemischten Gefühlen. Zwar befürworteten sie die Unabhängigkeit Irans, doch gleichzeitig fürchteten sie einen möglichen Einfluss des Kommunismus im Land, insbesondere im Kontext des Kalten Krieges.

Die Entscheidung für den Putsch gegen Mossadegh fiel schließlich in einem Klima der Angst vor dem Vormarsch des Kommunismus und der Sorge um den Zugriff auf iranisches Öl.

Der Putsch selbst war ein Meisterwerk der Geheimdienst-Taktik:

  • Propagandakampagnen: CIA-Agenten verbreiteten Gerüchte über Mossadeghs angebliche kommunistische Sympathien und schwächten so seine politische Basis.
  • Britische Unterstützung: Der MI6 lieferte wichtige Informationen und logistische Unterstützung für die Operation, die im Geheimen unter dem Namen “Operation Ajax” lief.
  • Bestechung: Schlüsselfiguren in der iranischen Armee und Politik wurden bestochen, um sich dem Putsch anzuschließen.

Am 19. August 1953 wurde Mossadegh verhaftet und später ins Hausarrest geschickt. Der Schah, unterstützt von den USA und Großbritannien, kehrte an die Macht zurück.

Die Folgen des Mossadegh-Putsches waren weitreichend:

  • Politische Instabilität: Die politische Landschaft Irans wurde nachhaltig destabilisiert.
  • Vertrauensverlust: Der Putsch löste ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Westen in der iranischen Gesellschaft aus, das bis heute anhält.
  • Unterdrückung: Der Schah, gestützt durch die USA, etablierte ein autoritäres Regime und unterdrückte jegliche Opposition.

Die Ereignisse von 1953 prägten die iranische Geschichte für Jahrzehnte. Sie führten zur Islamischen Revolution 1979, in deren Folge der Schah gestürzt und das Land zu einer religiösen Republik wurde.

Der Mossadegh-Putsch bleibt bis heute ein kontroverses Thema. Kritiker sehen ihn als einen eklatanten Eingriff in die Souveränität eines Staates, während Befürworter argumentieren, dass er den Iran vor dem Kommunismus bewahrt habe. Die Debatte über die Rechtfertigung des Putsches und seine langfristigen Folgen ist noch lange nicht abgeschlossen.

Die Geschichte des Mossadegh-Putsches liefert wichtige Lehren über die komplexen Beziehungen zwischen den Industrienationen und den ehemaligen Kolonien, die Machtpolitik im Kalten Krieg und die Bedeutung von demokratischen Werten.

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