Das Frankreich des 14. Jahrhunderts war eine Gesellschaft tief gespalten durch die starre Hierarchie des Feudalismus. Adel und Klerus genossen weitreichende Privilegien, während die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – die Bauern – unter einer Last von Steuern, Abgaben und Frondiensten litt.
Die Jahre 1358 bis 1360 sahen Frankreich in den Wirren des Hundertjährigen Krieges gefangen. Der Krieg gegen England hatte verheerende Folgen für das Land: Dörfer wurden zerstört, Felder lagen brach, die Bevölkerung dezimiert durch Seuchen und Hungersnöte. In dieser Zeit der Verzweiflung entbrannte im Mai 1358 ein Aufstand, der die Geschichte Frankreichs verändern sollte: Der Jacquerie.
Benannt nach dem französischen Wort für “Jack” (Jacque), einer verächtlichen Bezeichnung für die niederen Bauern, brach der Aufstand in den Regionen Île-de-France und Picardie aus. Die Bauern waren zutiefst frustriert über die Ungerechtigkeit ihres Lebens. Sie litten unter hohen Steuern, die sie kaum zahlen konnten, und Frondiensten, die sie zur Arbeit auf den Ländereien des Adels zwangen.
Die unmittelbare Ursache für den Aufstand war jedoch eine brutale Vergeltungsmaßnahme des Adels. Ein Adeliger namens Guillaume Cale hatte einen Bauern erschlagen, der ihm angeblich eine Schuld nicht beglichen hatte. Dieser Vorfall löste einen Sturm der Empörung aus und markierte den Beginn des Jacquerie.
Die Bauern, angeführt von radikalen Figuren wie Eustache de France und Guillaume Gruffin, revoltierten gegen die feudale Ordnung. Sie griffen Schlösser an, plünderten die Güter des Adels und töteten viele Adelige, oft auf grausame Weise. Der Aufstand breitete sich schnell aus und erreichte auch andere Regionen Frankreichs.
Die Reaktion der französischen Krone unter König Johann II. war zunächst zögerlich. Die Adligen, selbst in Gefahr, drängten den König zu einer entschlossenen Gegenoffensive. Doch die Bauern hatten frühzeitig ihre Strategie entwickelt. Sie versuchten, Städte wie Paris einzunehmen und sich damit Rückhalt von den Bürgern zu sichern.
Die Geschichte des Jacquerie ist auch eine Geschichte der grausamen Unterdrückung. Im Juni 1358 griffen königliche Truppen unter dem Kommando von König Johann II. und Karl V. von Frankreich den Aufstand an. Die Bauern, ungezogen und schlecht bewaffnet, wurden in blutigen Schlachten niedergemacht.
Die Zahl der Opfer des Jacquerie ist unbekannt. Schätzungen gehen von mehreren tausend Toten aus. Die brutale Niederschlagung des Aufstands markierte ein düsteres Kapitel in der französischen Geschichte.
Auswirkungen des Jacquerie:
Aspekt | Auswirkung |
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Politische Stabilität | Verstärkte Machtposition des Adels, Schwächung der königlichen Autorität |
Soziale Ungleichheit | Keine nachhaltige Verbesserung der Situation der Bauern |
Langfristige Entwicklung | Vorbild für spätere Bauernrebellionen, z.B. den Bundschuh im 15. Jahrhundert |
Der Jacquerie scheiterte letztendlich an seiner mangelnden Organisation und den brutalen Gegenmaßnahmen des Adels und der königlichen Truppen. Der Aufstand blieb eine Episode in der französischen Geschichte, doch seine Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden.
Er zeigte die tiefe Unzufriedenheit der Bauern mit der feudalen Ordnung und trug dazu bei, dass sich die Debatte über soziale Ungleichheit im Frankreich des 14. Jahrhunderts intensivierte. Obwohl der Jacquerie keine unmittelbaren Erfolge erzielte, ebnete er den Weg für spätere Revolten und beeinflusste maßgeblich die politische und gesellschaftliche Entwicklung Frankreichs in den folgenden Jahrhunderten.